Plädoyer für mündige Patienten

„Heilung von Innen“ – der Titel klingt nach Esoterik-Ecke, für manche ein rotes Tuch. Doch Jo Marchant ist Medizinerin, Mikrobiologin und sie war Redakteurin beim Wissenschaftsmagazin „Nature“. Geht es in ihrem Buch um Glaube oder Wissen?

Selbstheilungskräfte, positives Denken, Meditation – für die einen ist das der sanfte Weg zur Gesundheit, für die anderen ein rotes Tuch. Genau zwischen diesen beiden Polen will die englische Medizinerin Jo Marchant vermitteln. Spätestens seit sie selbst eine Diskussion über Homöopathie führte und auf das Argument, die hochverdünnten Globuli enthielten nichts, die Antwort erhielt: „Nichts Messbares!“. Ein Satz, der die Trennlinie zwischen Alternativ- und Schulmedizin bestens beschreibt.

Genau hier setzt Jo Marchant an, sie will dem „Nicht-Messbaren“ nachgehen, ohne aber die Methoden der Naturwissenschaft aufzugeben. Das, so die Autorin, gelingt aber nur mit einem veränderten Blickwinkel – wie sie am Beispiel Akupunktur zeigt. Zahlreiche Studien belegen, auch wenn an der falschen Stelle gestochen wird, fühlen sich die Patienten besser. Die Schulmediziner sprechen dabei vom Placeboeffekt und Jo Marchant stimmt ihnen darin zu. Denn für sie zählt die Heilung – auch wenn die nicht über den Stich in die Meridiane, sondern über die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn ausgelöst wird.
Psyche im Dienst der Gesundheit

Der Placeboeffekt sei demnach nur ein Weg, die eigene Psyche in den Dienst der Gesundheit zu stellen. Denn das Immunsystem lasse sich konditionieren, schreibt Marchant. Transplantatempfänger etwa erhalten ihre Medikamente aufgelöst in einem intensiv schmeckenden Saft. Nach einiger Zeit kommen sie mit einer deutlich geringeren Dosis aus, weil allein der Geschmack entsprechende Reaktionen im Körper auslöst.

Eine Hypnose hilft das Reizdarmsyndrom deutlich abzumildern, an dem konventionelle Ärzte oft vergeblich herumtherapieren. Das Problem nur: Viele Placeboeffekte lassen sich nicht mit Hilfe einer klassischen Doppelblindstudie belegen. Jo Marchant plädiert deshalb dafür, Studienformen zu entwickeln, die der Heilung über die Psyche gerecht werden.

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